Foto: Warner Bros.
Traditionsgemäß zum Geburtstag von Ernst Lubitsch am 29. Januar verkündet der CLUB DER FILMJOURNALISTEN, wer mit dem nach ihm benannten Preis für die beste komödiantische Leistung in einem deutschsprachigen Kinofilm ausgezeichnet wird.
Mit überwältigender Mehrheit haben sich die Mitglieder für Karoline Herfurth entschieden, die durch coronabedingte Startverschiebungen im letzten Jahr mit gleich zwei Komödien das Kinopublikum im Sturm eroberte: In „Wunderschön“ stellt sie mit selbstironischem Blick Frauen verschiedener Lebensphasen vor. In „Einfach mal was Schönes“ geht es um den Kinderwunsch einer fast Vierzigjährigen, mit dem sie in ihrer Familie die festgefahrenen Strukturen durcheinander wirbelt und – vor Situationskomik sprühend – alte Muster auf den Prüfstand stellt.
Karoline Herfurth freut sich über die Auszeichnung und bedankt sich mit folgenden Worten:
„2022 war auf vielen Ebenen ein sehr herausforderndes Jahr. Für mich als Filmemacherin war es außerdem ein besonderes Jahr für mich. Pandemie-bedingt zwei Kinofilme in einem Jahr herauszubringen, war ein außergewöhnlicher Thrill und hat ein großes Durchhaltevermögen, auch von allen meinen Partnern, erfordert. Dafür neben der Anerkennung des Publikums diesen wunderbaren Preis zu erhalten, der meine Filme in die Tradition des großen Filmemachers Ernst Lubitsch setzt, ist eine unglaubliche Ehre und wunderschöne Überraschung. Ich möchte den Preis allen widmen, die mir in den vergangenen Jahren geholfen haben, das zu erreichen.“
Der Ernst-Lubitsch-Preis wird Karoline Herfurth am 14. Juni 2023 in der Astor Film Lounge in Berlin-Charlottenburg persönlich überreicht.

Abschied von Peter Simonischek
Der Club der Filmjournalisten Berlin verabschiedet sich von Peter Simonischek, der am 29. Mai nach kurzer, schwerer Krankheit in Wien verstorben ist. Der Schauspieler wurde 76 Jahre alt und war zuletzt noch in dem Berlinale-Film „Der vermessene Mensch“ auf der großen Leinwand zu sehen. Seinen größten Erfolg feierte der gebürtige Grazer vor sieben Jahren als „Toni Erdmann“. Dafür bekam er nicht nur den Europäischen und den Deutschen Filmpreis, sondern wurde am 29. Januar 2017 mit dem Ernst-Lubitsch-Preis für die ‚beste komödiantische Leistung‘ ausgezeichnet. Wir haben Peter Simonischek als liebenswerten und lebenslustigen Menschen kennenlernen dürfen. 2018 kam er anlässlich des 60. Jubiläums des Ernst-Lubitsch-Preises erneut nach Berlin. Wir trauern um einen großen Freund, dessen Andenken wir in Ehren behalten werden.

Foto: Deutsche Kinemathek
Liebe Freunde des Ernst-Lubitsch-Preises,
der Vorstand des Clubs der Filmjournalistin Berlin möchte Stellung beziehen in einer Zeit, in der wir und unsere Mitglieder mit großer Sorge den sich schleichend wieder aufkeimenden und sich ausbreitenden Antisemitismus wahrnehmen. Und das nicht nur in unserem Land.
Ernst Lubitsch, dem zu Ehren seit 1958 der nach ihm benannte Preis verliehen wird, war ein Deutscher, ein Berliner, ein Jude und einer der bedeutendsten Regisseure der Welt. Er war kein Verfolgter des NS-Regimes, weil er bereits 1922 nach Hollywood immigrierte, aber er drehte 1942 mit „To be or Not to Be“ die wohl kühnste, weil auch komische Abrechnung mit Hitler und seinen Schergen.
Dass die Nazis Millionen von Menschen vertrieben und ermordeten, hat Deutschland damals – auch künstlerisch – arm gemacht. Mit der Eliminierung jüdischer Kunst und des einzigartigen jüdischen Humors wurde unserem Land und seinen Bewohnern etwas genommen, was maßgeblich dazu beigetragen hatte, dieses Land um seine Bewohner zu charakterisieren, zu profilieren.
Um diese Wunde in der Nachkriegszeit zu heilen, hat der großartige Regisseur Billy Wilder, selbst Jude, 1957 die Idee zum Ernst-Lubitsch-Preis gehabt. Denn der Humor ist eine starke Waffe, um gegen Menschenverachtung und Extremismus anzukämpfen. In einem Land ohne jüdische Kultur, ohne jüdischen Humor wäre es einfach nur traurig, da möchte man nicht leben.
Auch deshalb hat der Ernst-Lubitsch-Preis eine so große Bedeutung für die Kinolandschaft und die Kultur im Allgemeinen. Er ist nicht nur ein Lebenswerk für das komödiantische Können hervorragender Künstler, sondern auch ein Zeichen der Aussöhnung und der Erinnerung, dass Menschen gut daran tun, gemeinsam zu lachen.