Tom Tykwer
Tom Tykwer begann seine Kinokarriere als Filmvorführer, nachdem er 1985 nach Berlin umgesiedelt ist, um Philosophie zu studieren. Drei Jahre später wurde aus dem Nebenjobber der Programmgestalter des Kreuzberger Kinos Moviemento. Bis Ende der Neunziger leitete die Arthaus-Lichtspielstätte am Kottbusser Damm, obwohl der filmbegeisterte Autodidakt seinen Platz schon längst in die Filmproduktion gefunden hatte. Nachdem er 1993 mit dem Psychothriller „Die tödliche Maria“ sein Spielfilmdebüt abgeliefert hatte, gründete er zusammen mit Stefan Arndt, Wolfgang Becker und Dani Levy (Lubitsch-Preisträger 2005) die Produktionsfirma X Filme Creative Pool GmbH. Nach dem Drama „Winterschläfer“ feierte Tykwer seinen endgültigen Durchbruch mit der spannenden und zugleich amüsanten Geschichte „Lola rennt“, in der Franka Potente als die titelgebende Heldin, die 20 Minuten Zeit hat, um ihren von Moritz Bleibtreu (Lubitsch-Preisträger 1998) gespielten Freund 100.000 Mark zu beschaffen.
„Lola rennt“ bekam durchweg gute Kritiken, begeisterte das Publikum und fand auch im Ausland viel Anklang. Tom Tykwer überzeugte mit seiner dritten Regiearbeit ebenso die Jury des Clubs der Filmjournalisten. Am 29. Januar 1999 wurde ihm in Anwesenheit prominenter Gäste wie Lola-Darstellerin Franka Potente (Foto links) der Ernst-Lubitsch-Preis überreicht. Die Verleihung fand im ehemaligen Planet Hollywood in Berlin-Mitte statt. Die Laudatio hielt Harald Juhnke (Lubitsch-Preisträger 1993). Der Lubitsch-Preis brachte Tykwer tatsächlich Glück. Denn inzwischen ist er ein international anerkannter Regisseur, der bereits zweimal mit dem Hollywood-Hochkaräter Tom Hanks („Cloud Atlas“ & „Ein Hologramm für den König“) arbeitete und Actionstar Clive Owen für den Thriller „The International“ vor die Kamera holte. 2012 verhalf er Sophie Rois zu ihrem Ernst-Lubitsch-Preis, nachdem er sie für seine Komödie „Drei“ besetzt hatte. Mit „Babylon Berlin“ schrieb der 1965 in Wuppertal geborene Filmemacher inzwischen auch Fernsehgeschichte.
Lola rennt
Lola (Franka Potente, Foto links) weiß genau, was zu tun ist, als sie von ihrem Freund Manni (Moritz Bleibtreu, Foto rechts) einen verzweifelten Anruf bekommt. Er hat sich auf ein dunkles Geschäft mit Gangstern eingelassen und schuldet ihnen jetzt 100.000 Deutsche Mark. Wenn er nicht zahlt, drohen sie ihn umzubringen. 20 Minuten bleiben Lola, um das Geld zu beschaffen. Dann will Manni den Supermarkt überfallen, womit sich seine Situation aber nur noch verschlimmern würde. Lola rennt, als würde ihr eigenes Leben auf dem Spiel stehen.
Fast wie in Echtzeit gedreht, bietet Tykwer hintereinander drei Varianten der gleichen Ausgangssituation. Er geht dabei auf ironische Weise, mit treibendem Soundtrack und frechen Trickfiguren als Übergang der Frage nach der Schicksalshaftigkeit des Seins nach. „Lola rennt“ kam am 20. August 1998 in die deutschen Kinos und begeisterte auf Anhieb zwei Millionen Zuschauer und avancierte danach überall auf der Welt zum Kultfilm.