Loriot (Vicco von Bülow)
Vicco von Bülow alias Loriot prägte den Humor der Deutschen wie kaum ein anderer, vor allem mit seinen TV-Comedy-Sendungen, die er zwischen 1975 und 1978 für Radio Bremen schrieb, produzierte und spielte. Mit eiserner Disziplin, einem genauen Gespür für Timing und Witz gelang es ihm wie keinem Zweiten, simple Aussprüche wie ‚Ach was‘ zu einem humoristischen Gütezeichen zu machen. Fernsehsketche um einen oder mehrere Kosakenzipfel, zwei gezeichnete Herren im Bad, das Jodeldiplom, ein schief hängendes Bild oder der enervierend wiederholte Versuch einer Dankesbotschaft an Berta Panislovski in Massachussetts für das Geschenk („Ein Klavier, ein Klavier! – Mutter wir danken dir“) sind längst Klassiker. Kein Weihnachtsfest ohne die Fernsehfolge „Weihnachten bei Hoppenstedts“, die geflügelte Worte wie ‚Früher war mehr Lametta‘ oder ‚Es saugt und bläst der Heinzelmann, wo Mutti sonst nur saugen kann‘ hervorbrachte.
Loriot, der für die ZDF-Ratesendung „Drei mal neun“, später „Der große Preis“ mit Wim Thoelke auch die Trickfiguren Wum und Wendelin kreierte, zeichnete und sprach, drehte in seiner langjährigen Karriere zwar nur zwei Kinofilme, doch die waren nachhaltig prägend. Nach der Mutter-Sohn-Geschichte „Ödipussi“ (1988), für den Loriot (auf dem Foto gratulieren Evelyn Hamann, rechts und Katharina Brauren, unten) am 29. Januar 1989 im ehemaligen Berliner Gloria-Palast schließlich den Ernst-Lubitsch-Preis bekam, folgte drei Jahre später die Frühpensionierungskomödie „Pappa ante Portas“, in der sich Einkaufsdirektor Lohse darauf einstellen muss, künftig einer ‚mehr ins Private zielenden Tätigkeit‘ nachzugehen. Dass es nicht mehr Filme gab, erklärte Stefan Lukschy, langjähriger Regieassistent und Wegbegleiter Loriots auch mit dessen bedingungsloser Liebe zur Symmetrie: „Zwei Buchsbäume auf der Terrasse, zwei Töchter, zwei Möpse – zwei Filme.“ 2009 erhielt Loriot von der Deutschen Filmakademie den Ehrenpreis für sein Lebenswerk, es sollte sein letzter öffentlicher Auftritt sein. Am 22. August 2011 starb der 1923 in Brandenburg an der Havel geborene Vicco von Bülow im Alter von 87 Jahren am Starnberger See. Beerdigt ist er auf dem Berliner Waldfriedhof Heerstraße, in der Bremer Innenstadt gibt es seit 2013 den ‚Loriotplatz‘.
Ödipussi
Die zarte Liebesgeschichte zwischen dem schon älteren Junggesellen Paul (Loriot) und der Psychologin Margarethe (Evelyn Hamann) beginnt mit Margarethes Besuch in Pauls Möbelgeschäft, wo sie sich zum Thema neuer Bezüge für die Stühle in ihrer Praxis beraten lassen will. Über die psychologische Wirkung von Farben im häuslichen Umfeld kommt man sich vorsichtig näher, doch der umständliche Paul steht zu sehr unter der Fuchtel seiner 78-jährigen Mutter Louise (Katharina Brauren), die ihren Sohn „Pussi“ nennt und auch so behandelt.
Trotzdem geht Paul mit Margarethe auf Geschäftsreise nach Mailand. Eine Einladung für Margarethe und ihre Eltern (Edda Seippel, Richard Lauffen) zum Liedernachmittag mit Pauls Mutter, die Brahms schmerzlich zu Gehör bringt, wird zum Desaster. Doch irgendwann schafft es „Ödipussi“ Paul, sich von der Übermutter, die bedrohlich in seinen Träumen auftaucht, endlich abzunabeln. Der Film kam am 9. März 1988 in (ost- und west-)deutsche Kinos und wurde mit der Goldenen Leinwand ausgezeichnet.