Martin Held
Martin Held, von der britischen ‚Times‘ respektvoll ‚Europas größter Darsteller‘ genannt, spielte sich als Dr. Schramm in „Rosen für den Staatsanwalt“ (1959) in die Liga der bedeutenden deutschen Charakterdarsteller des 20. Jahrhunderts. Der Kuchen- und Zigarrenliebhaber war ein Schwergewicht – beeindruckend schon von Stimme und Statur her. Dabei sollte der am 11. November 1908 in Berlin geborene Sohn eines Werkzeugmachers eigentlich Schlosser werden. Doch sein Interesse galt dem Theater. So absolvierte er an der Berliner Theaterschule eine Schauspielausbildung. Sein Preußentum, seine herrliche Art zu schwadronieren und sein Charme wurden zu seinem Markenzeichen. Held war nicht nur Charakterdarsteller, sondern ebenso beliebt als Komiker. Seine Verwandlungsfähigkeit war legendär. 1964 fasste er seine schauspielerischen Neigungen einmal so zusammen: „Die Rollen, die man sich relativ schwer erarbeitet und die zum Erfolg führen, sind Rollen, die man dann am liebsten spielt.“
Als Filmschauspieler debütierte Held 1951 neben Will Quadflieg in dem Film „Schwarze Augen“ neben Will Quadflieg. Ebenso in Erinnerung bleibt seine Rolle als Heydrich in „Canaris“ (1954), für die er als ‚Bester Nebendarsteller‘ das Filmband in Gold erhielt. In „Der Hauptmann von Köpenick“ (1956) zeigte Held als Oberbürgermeister Obermüller neben Heinz Rühmann (Lubitsch-Preisträger 1959) sein ganzes Können. Gemeinsam mit Mario Adorf (Lubitsch-Preisträger 1974) stand Held in „Die Herren mit der weißen Weste“ (1969) vor der Kamera. Eine alterswürdige Darstellung absolvierte er in „Der Pfingstausflug“ (1978), wofür seine Partnerin Elisabeth Bergner den Ernst-Lubitsch-Preis bekam. Darüber hinaus spielte er bis zu seinem Tod am 31. Januar 1992 in zahlreichen TV-Filmen wie „Der große Karpfen Ferdinand“ mit. Für seine Rolle in „Lange Beine – lange Finger“ erhielt Held am 29. Januar 1967 den Ernst-Lubitsch-Preis. Die Preisverleihung fand im damaligen Gloria-Palast in Berlin statt. Die Pan-Figur überreichte der Journalist und damalige Club-Vorsteher Dr. Hans Borgelt in Anwesenheit von Grethe Weiser, Helmut Käutner und Horst Wendlandt.
Lange Beine - lange Finger
Baron Holberg (Martin Held) blickt stolz auf eine lange Familientradition in der Kunst des Diebstahls zurück. Die Colliers vermögender Damen sind seine begehrten Objekte. Bei einem Diebeszug mit seiner Tochter Doris (Senta Berger, Foto links) lernt sie den Anwalt Robert Hammond (Joachim Fuchsberger) kennen und verliebt sich in ihn. Da Roberts Vater ihm jede finanzielle Unterstützung für eine Hochzeit verweigert, beschließt Doris einen weiteren Diebstahl. Sie flüchtet mit einem gestohlenen Collier und wird festgenommen. Vor Gericht entscheidet sie sich für Robert als Verteidiger. In seiner Rede kann Robert die Geschworenen überzeugen, sie habe nur aus Liebe gehandelt und erreicht ihren Freispruch. Vater Hammond bietet Baron Holberg an, als Repräsentant von Scheinfirmen zu arbeiten, die seinen Waffenschiebereien dienen. Der Baron entdeckt begeistert, dass die erfolgreichen Leute auf ehrliche Weise unehrlich sind.
Der von Artur Brauner produzierte und von Alfred Vohrer inszenierte Film wurde sowohl in Berlin als auch in Caesarea und in der Negev-Wüste in Israel gedreht. Die Uraufführung fand am 26. August 1966 in Berlin statt.