Foto: Stephanie von Becker
Am 11. Februar 1957 unterschrieben die ersten Mitglieder Dr. Hans Borgelt, Günther Geisler, Jürgen Graf, Edith Hamann, Felix Henschel, Georg Herzberg und Karl-Heinz Krüger die in Teilen noch heute wirksame Vereinssatzung. Der Club der Filmjournalisten Berlin e.V. war damit geboren und sicherte zu, das Ansehen und den Berufsstand der Filmjournalisten zu fördern, ohne damit einen politischen, religiösen oder kommerziellen Zweck zu verfolgen.
Diesen Aufgaben hat sich auch eine neue Generation von Mitgliedern gestellt und ist wieder verstärkt für den Club tätig geworden, insbesondere wenn es um die Vergabe des renommierten Ernst-Lubitsch-Preises geht, der nur zehn Monate nach der Gründung des Clubs von dem großen Regisseur Billy Wilder (1906-2002, siehe Foto) angeregt wurde und seitdem mit nur wenigen Ausnahmen jedes Jahr für die beste komödiantische Leistung in einem deutschsprachigen Kinofilm vergeben wird.
Wilder, der schon in Wien als Journalist tätig war, zog 1926 nach Berlin und schrieb zunächst für das Boulevardblatt ‚B.Z. am Mittag‘. Nebenbei verfasste er erste Drehbücher, u.a. zu Filmklassikern wie „Menschen am Sonntag“ (1930) und „Emil und die Detektive“ (1931) zusammen mit Erich Kästner. Nach der Machtergreifung der Nazis emigrierte er 1933 über Paris nach Los Angeles. Hier traf er auf sein großes Vorbild Ernst Lubitsch und schrieb für ihn an dem Drehbuch von „Ninotschka“ (1939) mit. Nach seiner ersten Regiearbeit „Der Major und das Mädchen“ (1942) verfilmte er zunächst ernste Stoffe wie „Frau ohne Gewissen“ (1944) und „Das verlorene Wochenende“ (1945), entdeckte für sich aber immer mehr die Komödie. Daraus resultierten Klassiker wie „Manche mögen’s heiß“ (1959), „Das Apartment“ (1960), „Eins, Zwei, Drei“ (1961) und „Der Glückspilz“ (1966). 1981 beendete Billy Wilder seine Filmkarriere mit der Komödie „Buddy, Buddy“ .
Foto: ullstein bild -AKG
Im Laufe der Jahrzehnte hat es weitere angesehene Förderer und Mitglieder des Clubs gegeben – darunter der berühmte Berliner Film- und Theaterkritiker Friedrich Luft (1911-1990), der den Ernst-Lubitsch-Preis am 28. Januar 1959 an Heinz Rühmann für seine Hauptrolle im Film „Der Pauker“ überreicht hat. Weitere Persönlichkeiten sind Erika und Ulrich Gregor (Mitbegründer der ‚Freunde der deutschen Kinemathek’ sowie Initiatoren der Berlinale-Sektion ‚Internationales Forum des Jungen Films’), Berlins Underground-Regisseur und Filmkritiker Lothar Lambert sowie der frühere Feuilleton-Redaktionsleiter der Berliner Morgenpost Dieter Strunz (1933-2013), der den Club etliche Jahre als Vorstandsvorsitzender leitete, und viele mehr.
Ende der Neunzigerjahre leitete der durch die Westberliner Radiostationen RIAS und SFB bekannt gewordene Fernseh- und Radiojournalist Götz Kronburger als Vorstandsvorsitzender den Club der Filmjournalisten. Unterstützung bekam er in den letzten Jahren durch den Filmjournalisten Markus Tschiedert, der dafür gesorgt hat, dass der Ernst-Lubitsch-Preis nicht verloren geht und durch festliche Verleihungen im Babylon, dem Traditionskino in Berlin-Mitte, einem möglichst großen Publikum zugänglich gemacht wird. Ende 2015 wurde er zum Vorstandsvorsitzenden gewählt.
Die Mitglieder des Clubs der Filmjournalisten Berlin e.V. sind in den Bereichen des Filmjournalismus und in den Medien aktiv. Wobei eine Leidenschaft für Lubitsch und ein Interesse für deutschsprachige Filme und Komödien Voraussetzung ist. So hat sich der Kreis der Mitglieder in den letzten Jahren vergrößert. Die Mitgliedschaft ist vorrangig für Filmjournalisten, jedoch machen es die erweiterten Aufgaben des Clubs möglich, dass auch Personen aus dem Kultur- und Medienbereich, die sich um die Aufgaben des Clubs verdient gemacht haben, für eine Mitgliedschaft bewerben können.
Eine große Aufgabe sieht der Club der Filmjournalisten im Erhalt des deutschen Filmerbes, um vor allem junge Menschen wieder an Filmklassiker heranzuführen, weshalb die Lubitsch-Preisverleihungen der letzten Jahre stets mit der Aufführung eines Meisterwerks von Ernst Lubitsch beginnen. Darüber hinaus ist es im Interesse des Clubs, dass die mit dem Ernst-Lubitsch-Preis prämierten Komödien nicht verloren gehen, sondern bei Wiederaufführungen unterstützt werden und auch auf digitalen Speichermedien wie DVD und Blu-ray veröffentlicht werden.
Seit dem 60-jährigen Jubiläum hat der Club der Filmjournalisten seine Tätigkeiten mittel- und langfristig ausgedehnt mit einem Austausch über soziale Netzwerke und Diskussionen auf Filmabenden, Retrospektiven und Sondervorführungen. Soweit es den Mitgliedern möglich ist, werden sie ihr Wissen und ihr Können zur Verfügung stellen, um der filmhistorischen Verantwortung des Clubs gerecht zu werden.