Christiane Hörbiger
Christiane Hörbiger verliert die Noblesse ganz selten, auch wenn sie sich in unfeinen Situationen behaupten muss. Die Aristokratin im deutschsprachigen Film, bewältigt das mit Stil, Verstand und entwaffnendem Witz. Dabei hat die gebürtige Wienerin keine adeligen Vorfahren, sondern wuchs als Tochter des Schauspieler-Paares Paula Wessely und Attila Hörbiger heran, was sie in vielerlei Hinsicht prägte. Christiane, 1938 als zweitälteste Tochter geboren, sollte nach den Willen der Eltern eine Konditorausbildung absolvieren. Doch sie widersetzte sich und besuchte wie ihre Schwestern Elisabeth Ort und Maresa Hörbiger das Max-Rheinhardt-Seminar. Danach ging sie ans Burgtheater, spielte die Buhlschaft bei den Salzburger Festspielen, verließ aber Österreich Mitte der Sechziger für ein langjähriges Engagement am Schauspielhaus Zürich, wo sie mit dem Schweizer Journalisten Rolf Biegler verheiratet war.
In den Achtzigern begann Christiane Hörbigers zweite Karriere. Den Auftakt bildete der Erfolg der ZDF-Serie „Das Erbe der Guldenburgs“, in der sie die resolute blaublütige Lenkerin eines Familienimperiums verkörperte. Sie zog sich vom Theater zurück, stand von da an vor allem für TV-Produktionen vor der Kamera, darunter auch Filme, bei der ihr Sohn Sascha Biegler („Die Muse des Mörders“) Regie führte. Für die Rolle in der ARD-Serie „Julia – eine ungewöhnliche Frau“ bekam sie mit den Grimme-Preis. Doch sie brilliert auch im Kino und zeigte in Filmen wie „Herr Ober!“ neben Gerhard Polt (Lubitsch-Preisträger 1984) oder „Tafelspitz“ ihr großes komödiantisches Talent, das durchaus derb sein kann, aber nie grob wirkt. Ein Höhepunkt war ihr Mitwirken in „Schtonk!“ (1992), Helmut Dietls (Lubitsch-Preisträger 1997) grandioser Satire über die gefälschten Hitler-Tagebücher. So sind unter den vielen Auszeichnungen, die Hörbiger in ihrer Karriere erhalten hat (u.a. Deutscher Filmpreis, Goldene Kamera, Romy) gleich zwei Preise, die sie vor allem ihrem Humor, verbunden mit Herzenswärme und Eigenironie, zu verdanken hat – der Ernst-Lubitsch-Preis (überreicht von Götz Kronburger, Foto links) und der Karl-Valentin-Orden, beide 2002 verliehen.
Die Gottesanbeterin
Hinter der Fassade von Trixi Jancik (Christiane Hörbiger), einer Wiener Dame mit tadellos sitzenden Kostümen, tun sich Abgründe auf: sie befördert Männer ins Jenseits, ergaunert sich deren Geld und gibt es mit vollen Händen aus. Ihre böse Seite wurde geweckt, nachdem sie festgestellt hatte, wie leicht es war ihren herrschsüchtigen Ehemann Siggi (Klaus Ofczarek) loszuwerden. Sie verabreichte ihm einfach einen starken Medikamenten-Cocktail. Die Gottesanbeterin-Methode aus dem Tierreich – mit perfekter Tarnung anschleichen, die Opfer umklammern und dann gnadenlos aussaugen – wendet sie auch Ehemann Nr. 2 (Jan Niklas) und einem reichen Künstler (Udo Kier) an.
Christiane Hörbiger beherrscht die Wandlung von der biederen Hausfrau zur teuflischen Gesellschaftsdame mit virtuoser Doppelbödigkeit. Die Domina-Perücke sitzt, und auch jede süffisante Geste wie Augenbrauen hochziehen. Die Krimi-Komödie „Die Gottesanbeterin“ ist angelegt an die Biografie der Wiener Giftmörderin Elfriede Blauensteiner, die als ‚Schwarze Witwe‘ Kriminalgeschichte schrieb. Ein makabrer, herrlich wienerisch abgründiger Stoff von Autor und Regisseur Paul Harather („Indien“).