Erwin Keusch
Erwin Keusch nahm in den Sechzigerjahren an der Universität Zürich ein Studium in Psychologie, Germanistik und Geschichte auf. 1968 ging er nach München, um zusätzlich Theatergeschichte zu studieren und kam so erstmals mit dem Medium Film in Berührung. Der Sohn eines Bäckers und einer Einzelhändlerin fand schnell Gefallen daran, drehte Experimentalfilme und nahm erste Aufträge fürs Fernsehen an. Gleich mit seinem ersten Kinofilm „Das Brot des Bäckers“ begeisterte Keusch sowohl Publikum als auch Kritik.
Mit seinem lakonisch-ironischen Blick auf den Niedergang des Kleingewerbes am Beispiel einer Bäckerei überzeugte der 1946 in Zürich geborene Regisseur ebenso die Juroren des Ernst-Lubitsch-Preises zu einer Zeit, als es in der deutschsprachigen Filmlandschaft kaum noch etwas zu Lachen gab, weshalb ein Jahr zuvor auch kein Film ausgezeichnet werden konnte. Am 28. Januar 1978 überreichte Dieter Strunz (Foto links), der damalige Vorstandsvorsitzende des Clubs der Filmjournalisten, in Berlin die berühmte Pan-Figur an den schweizerischen Regisseur mit folgender Begründung: „Keusch hat es verstanden, eine zeitkritische Schilderung mit komödiantischen Elementen so überzeugend zu verbinden, dass ein ebenso unterhaltender wie zeitkritischer Film dabei entstanden ist.“
1980 drehte der preisgekrönte Filmemacher mit Bernd Tauber, seinem Hauptdarsteller aus „Das Brot des Bäckers“, und Jürgen Prochnow das Roadmovie „So weit das Auge reicht“. 1986 stellte er auf den Hofer Filmtagen seinen Abenteuerfilm „Der Flieger“ vor. In den darauffolgenden Jahren blieb Keusch vor allem dem Fernsehen treu und drehte neben TV-Spielfilmen wie „Zwei auf der Straße“ (1986), „Sieben Jahre auf einem Streich“ (1992) und „Sehnsucht nach Liebe“ (2003) auch Folgen für Krimiserien wie „Der Fahnder“, „Die Kommissarin“ und „Notruf Hafenkante“. Zuletzt inszenierte er halbdokumentarische Segmente für die Fahndungsserie „Aktenzeichen XY ungelöst“. Erwin Keusch lebt heute in Murnau, Oberbayern.
Das Brot des Bäckers
In einer fränkischen Kleinstadt will Werner Wild (Bernd Tauber, Foto links) das Bäckerhandwerk erlernen. So gerät er in die Backstube des Meisters Baum (Günther Lamprecht, Foto rechts), dessen gut florierende Bäckerei durch die Eröffnung eines naheliegenden Supermarktes bedroht wird. So vergehen die Jahre, in denen Werner auch die Liebe mit ihren Freuden und Nöten kennenlernt. Um konkurrenzfähig zu bleiben, investiert sein Chef in teure Maschinen. Als er daran scheitert, bricht er verzweifelt in den Supermarkt ein und demoliert die Einrichtung. Aber es gibt Hoffnung, wenn sich Baum auf ökologische Brotarten spezialisieren würde.
„Das Brot des Bäckers“ wurde am 30. Oktober 1976 auf den Hofer Filmtagen uraufgeführt und schaffte es auch auf Filmfestivals in New York und Chicago. Neben dem Ernst-Lubitsch-Preis gab es auch das Filmband in Silber in der Kategorie ‚Programmfüllende Spielfilme’ und das Filmband in Gold für den Hauptdarsteller Bernd Tauber. Die deutsche Film- und Medienbewertung zeichnete die Tragikomödie mit dem Prädikat ‚besonders wertvoll“ aus.