Harald Juhnke
Harald Juhnke war eine Berliner Legende. Der am 10. Juni 1929 als Harry Heinz Herbert Juhnke geborene Charlottenburger begann 1948 seine Karriere auf der Bühne im Haus der Kultur der Sowjetunion. Kurz darauf wurde er Mitglied des Ensembles „Die Vaganten“. Fast 60 Kinofilme drehte er in den Fünfziger- und Sechzigerjahren, meist leichtfüßige Komödien wie „Bühne frei für Marika“ oder „Ohne Krimi geht die Mimi nie ins Bett“. Die Siebzigerjahre standen für Harald Juhnke dann ganz im Zeichen des Fernsehens. Mit „Ein verrücktes Paar“ und seiner Partnerin Grit Boettcher schrieb Juhnke Fernsehgeschichte. Zudem löste er Peter Frankenfeld nach dessen Tod im Jahre 1979 als Moderator von „Musik ist Trumpf“ ab. Als Filmschauspieler erlebte Juhnke in den Neunzigerjahren ein Comeback. In der Politsatire „Der Papagei“ (1992) trat er für die (fiktive) ‚NSDU‘, deren eigentlicher Spitzenkandidat das Charisma eines abgestandenen Schluck Wassers hat, als Strohmann und Gesicht dieser rechtsradikalen Partei auf. Juhnke erhielt für sein schauspielerisches Können den Bayerischen Fernsehpreis.
Im gleichen Jahr sah man ihn als windigen Ressortleiter in „Schtonk!“, womit er sich den Ernst-Lubitsch-Preis verdiente. Die Verleihung fand am 29. Januar 1993 im Bundesplatz-Studio in Berlin-Friedenau statt, als Würdigung der lebenslangen komödiantischen Leistungen dieses großen Schauspielers. Besondere Beachtung bekam er noch einmal 1995 für seine Rolle in Tom Toelles „Der Trinker“ nach dem autobiografischen Roman von Hans Fallada. Dass Juhnke darin auch sein eigenes Alkoholproblem verarbeitete, war offensichtlich und so gewollt. Seinem musikalischen Idol Frank Sinatra Tribut zollend veröffentlichte Juhnke einige Alben mit Coverversionen sowie eigene Stücke, zum Beispiel „Barfuß oder Lackschuh“. Am 1. April 2005 starb Harald Juhnke 75-jährig dann an den Spätfolgen seiner Alkoholkrankheit. Juhnkes legendärer und vielfach zitierter Spruch zu seinem Leiden lautet: „Meine Definition von Glück? Keine Termine und leicht einen sitzen“.
Schtonk!
In Helmut Dietls (Lubitsch-Preisträger 1997) grandioser Groteske über den Skandal der gefälschten Hitler-Tagebücher von 1983 brilliert Juhnke als windiger Ressortleiter Pit Kummer. Für das (fiktive) Magazin „HHpress“ kommt er mit seinem noch windigeren Freund Hermann Willié (Götz George, Foto Mitte), dem vermeintlich sensationellsten Fund der deutschen Nachkriegsgeschichte auf die Spur: Hitlers Tagebücher. Geblendet von Ruhm und Geld übersehen beide das Offensichtliche: Es sind Fälschungen!
Die Namen der Protagonisten und des Magazins wurden geändert, um die in Peinlichkeit Untergegangenen zu schützen und die Produktion vor rechtlichen Problemen zu bewahren. Der Filmtitel basiert übrigens auf dem Ausspruch der Figur Adenoid Hynkel aus Charles Chaplins Hitler-Satire „Der große Diktator“ (1940). Zum Ensemble des Films gehören Christiane Hörbiger (Lubitsch-Preisträgerin 2002), Ulrich Mühe, Uwe Ochsenknecht und Veronica Ferres. „Schtonk!“ feierte seine Premiere am 12. März 1992 und lockte über zwei Millionen Zuschauer in die deutschen Kinos.