Manfred Krug
Manfred Krug war eine ‚Type‘ – so nennt man diejenigen, die sich selbst nicht so ernst nehmen, stets mit einem Spruch kontern können, die die Palette von mürrisch bis herzergreifend draufhaben, die nicht modisch, aber doch ein bisschen eitel sind und die für jeden ein freundliches Wort übrighaben. So war ‚Liebling Kreuzberg‘ und so stellte man sich auch Manfred Krug vor. Seine Frau Ottilie, mit der er seit 1963 verheiratet war, und die vier Kinder verloren den am 8. Februar 1937 in Duisburg geborenen Krug am 21. Oktober 2016.
Die häufigen Umzüge seiner Eltern führten ihn aus dem Ruhrgebiet nach Hennigsdorf vor Berlin. Das Knurrige aus Berlin also und die Offenheit aus der Geburtsstadt – das machte Krug vielleicht zu diesem speziellen Menschen. Eine Menge erlebt hat er: Bombenangriffe auf seine Heimat, die Trennung der Eltern und sein Leben in der DDR. Krug lernte Stahlschmelzer – eine Narbe an der Stirn blieb ihm davon als ewiges Andenken. Er holte sein Abitur nach, landete beim Berliner Ensemble. In seiner Ostberliner Wohnung lebte auch Schriftsteller Jurek Becker, einer seiner engsten Freunde. 1966 entstand der Film „Spur der Steine“ (1966) von Frank Beyer (Lubitsch-Preisträger 1990), der in der DDR nach drei Tagen wegen ‚antisozialistischer Tendenzen‘ aus den Kinos verschwand und erst nach der Wende gezeigt werden konnte. Ein Verbot erlebte er auch mit der DEFA-Komödie „Wenn du groß bist, lieber Adam“ (1965).
Nach seinem Ausreiseantrag verließ Krug 1977 die DDR in Richtung Berlin-Schöneberg. Im Westen kam er 1979 an der Seite von Ursela Monn (Lubitsch-Preisträgerin 1985) mit „Die Faust in der Tasche“ ins Kino. Ein Star wurde er jedoch beim Fernsehen: „Auf Achse“ (1978-1993), als Kommissar Paul Stoever in „Tatort“ (1984-2001) und „Liebling Kreuzberg“ (1986-1998) als eigenwilliger Anwalt mit Herz. 1991 bekam Manfred Krug schließlich den Ernst-Lubitsch-Preis für seine ‚komödiantischen Leistungen im deutschen Filmschaffen‘ und für seine Rolle in „Neuner“. Das Publikum liebte ihn ebenso als Sänger und seine Biografien „Abgehauen“ und „Mein schönes Leben“ wurden zu Bestsellern.
Neuner
Manfred Krug wurde mit Preisen überhäuft: Nationalpreis der DDR, Bambi, Romy, Goldene Kamera, Grimme-Preis, Verdienstkreuz 1. Klasse, 2016 die Paula – ein Preis, den Künstler erhalten, die sich zuerst in der DDR und später im gesamtdeutschen Film verdient gemacht haben.
„Neuner“ drehte er unter der Regie von Werner Masten, in weiteren Rollen: Claudia Wedekind, Peter Lohmeyer und Ingrid van Bergen. Der Film kam am 8. November 1990 in die deutschen Kinos. Die Rolle des Theo Neuner war eine Paraderolle für Krug. Ein bisschen charmanter Bonvivant, ein bisschen großspuriger Unternehmer, in dem Fall ein Wessi, der im Osten die große Mark abzocken will, und dafür sind ihm so ziemlich alle Mittel recht. Als die Geliebte stirbt, bekommt Neuner eine Menge weiterer Probleme. Menschen wollen Geld von ihm und seine Gattin Nora (Claudia Wedekind) droht ihm doch noch auf die Schliche zu kommen. Autor war auch hier wieder Jurek Becker, der Krug schon die Rolle des „Liebling Kreuzberg“ auf den Leib geschrieben hatte.