Mario Adorf
Mario Adorf wurde am 8. September 1930 in Zürich geboren und wuchs vaterlos bei seiner Mutter Alice Adorf in Mayen in der Eifel auf. Er studierte Schauspiel an der Otto-Falkenberg-Schule in München und nach etlichen Theaterauftritten absolvierte er 1954 seinen ersten Filmauftritt in der Kriegssatire „08/15“. Zum Durchbruch verhalf ihm 1957 die Rolle des vermeintlichen Massenmörders Bruno Lüdke in „Nachts, wenn der Teufel kam“, wofür er als ‚Bester Nachwuchsschauspieler‘ mit dem Filmband in Gold ausgezeichnet wurde. Bis heute hat Mario Adorf sein Talent in so unterschiedlichen Filmen wie „Schachnovelle“ (1960), „Winnetou“ (1963), „Die verlorene Ehre der Katharina Blum“ (1975), „Der große Belheim“ (1993) und „Karl Marx – der deutsche Prophet“ (2018) immer wieder unter Beweis gestellt. Auch international wurde er früh ein gefragter Star. So spielte er an der Seite von Henry Fonda in „Spione unter sich“ (1965), neben Sean Connery in „Das rote Zelt“ (1969) und unter der Regie von Billy Wilder in „Fedora“ (1978). Große Aufmerksamkeit erregte er 1979 unter der Regie von Volker Schlöndorff in der Günter Grass-Romanverfilmung „Die Blechtrommel“. 1980 holte „Die Blechtrommel“ in der Kategorie ‚Bester fremdsprachiger Film‘ den ersten Oscar® nach Deutschland.
Komödiantisches Können zeigte Adorf schließlich in „Die Reise nach Wien“, wofür er am 28. Januar 1974 mit dem Ernst-Lubitsch-Preis ausgezeichnet wurde. Überreicht wurde ihm die Statuette von Robert von Ackeren (Lubitsch-Preisträger 1973, Foto links) im damaligen Cinema Princess in Berlin. In der Begründung hieß es: „Mario Adorf erhält den Preis für die vielfältige schauspielerische Ausdruckskraft zwischen Tragik und Komik, die er in Filmen wie ‚Nachts, wenn der Teufel kam‘, ‚Ganovenehre‘, ‚Die Herren mit der weißen Weste‘ und zuletzt in ‚Die Reise nach Wien‘ bewiesen hat.“ Für sein langjähriges Schaffen und seine inspirierende Kraft bedankte sich der Club der Filmjournalisten in seiner Anwesenheit noch einmal am 28 und 29. Januar 2020 mit einer Hommage.
Die Reise nach Wien
Eine Reise nach Wien im Jahre 1943. Zwei von Hannelore Elsner und Elke Sommer (Foto links) gespielte Damen wollen der Öde in einem Städtchen im Hunsrück entkommen und umgarnen im Nazi-Deutschland einige einflussreiche Männer. Unter anderem auch den von Mario Adorf gespielten Ortgruppenleiter Fred Scheuermann.
Regisseur Edgar Reitz ließ sich von alten Fotografien seiner Mutter von 1943 inspirieren. Er wunderte sich, sie darauf elegant gekleidet vor Wiener Touristenattraktionen zu erblicken, als gäbe es keinen Zweiten Weltkrieg. Das beflügelte seine Fantasie und es entstand „Die Reise nach Wien“ – eine Komödie, die im Dritten Reich spielt. Das schien 1973 noch sehr gewagt, weshalb Verantwortliche des Filmverleihs einige Szenen kürzten und der WDR die Fernsehausstrahlung mit einem Schlusstitel enden ließ, in dem man sich quasi entschuldigte, diesem schrecklichsten Kapitel deutscher Geschichte mit Humor begegnet zu sein. Erst 2008 setzte sich Edgar Reitz an die Restaurierung des Films – ohne Schlusstitel und mit allen Szenen, die damals der Zensur zum Opfer gefallen sind.