Ernst Lubitsch Preis - Ernst Lubitsch Preis
Foto: Lukas Beck

Ernst Lubitsch Preis 2025

Josef Hader für "Andrea lässt sich scheiden"

In diesem Jahr zeichnet der Club der Filmjournalisten Josef Hader als Regisseur, Drehbuchautor und Hauptdarsteller für seinen Film „Andrea lässt sich scheiden“ mit dem Ernst Lubitsch Preis aus.

Die renommierte Auszeichnung, die seit 1958 jährlich vergeben wird, würdigt die beste komödiantische Leistung in einem deutschsprachigen Kinofilm und ehrt damit das Erbe des großen Regisseurs Ernst Lubitsch – stilprägend für den subtilen, intelligenten Humor im deutschen und internationalen Kino.

Der Österreicher Josef Hader, vielfach ausgezeichneter Kabarettist, Schauspieler und Filmemacher, überzeugt in seiner zweiten Regiearbeit „Andrea lässt sich scheiden“ als eigenwilliger und präziser Beobachter zwischenmenschlicher Abgründe. Famos entwickelt sich die Geschichte von Schuld und Sühne in ein fein gesponnenes Netz aus pointiert böser Situationskomik und lakonischem Witz. Gleichzeitig überzeugt Hader in einer der Hauptrollen als schrulliger Lehrer Franz, der nur allzu bereit, Verantwortung zu übernehmen – für einen tödlichen Unfall, den er aber gar nicht begangen hat.  Dagegen wächst das schlechte Gewissen der wahren Täterin – die von Birgit Minichmayr gespielte Titelfigur und fahrerflüchtige Frau des Opfers.

Mit seinem unverwechselbaren Gespür für skurrile Figuren, die er in ein ländliches Setting setzt, und melancholischen Momenten, die subtil den leisen Wahnsinn hinter alltäglichen Entscheidungen beleuchten, ist Josef Haders Film ein erfrischend andersartiger Gegenentwurf zur hierzulande überstrapazierten Großstadtkomödie gelungen.

Hader steht in der Tradition des berühmten ‚Lubitsch Touch‘, jener Mischung aus Leichtigkeit und Tiefgang, die den Preis seit jeher prägt. Die Jury würdigt mit dieser Entscheidung nicht nur einen außergewöhnlichen Film, sondern auch die Handschrift eines Künstlers, der seit Jahrzehnten neue Perspektiven öffnet – auf der Bühne und auf der Leinwand.

„Ernst Lubitsch, aber auch viele der Preisträgerinnen und Preisträger sind für mich Sterne am Firmament. So gesehen ist die Ehre eigentlich zu groß für mich. Vielen Dank, ich freue mich sehr!“ – Josef Hader

Foto: Deutsche Kinemathek

Liebe Freunde des Ernst-Lubitsch-Preises,
der Vorstand des Clubs der Filmjournalistin Berlin möchte Stellung beziehen in einer Zeit, in der wir und unsere Mitglieder mit großer Sorge den sich schleichend wieder aufkeimenden und sich ausbreitenden Antisemitismus wahrnehmen. Und das nicht nur in unserem Land.
Ernst Lubitsch, dem zu Ehren seit 1958 der nach ihm benannte Preis verliehen wird, war ein Deutscher, ein Berliner, ein Jude und einer der bedeutendsten Regisseure der Welt. Er war kein Verfolgter des NS-Regimes, weil er bereits 1922 nach Hollywood immigrierte, aber er drehte 1942 mit „Sein oder Nichtsein“ die wohl kühnste, weil auch komische Abrechnung mit Hitler und seinen Schergen.
Dass die Nazis Millionen von Menschen vertrieben und ermordeten, hat Deutschland damals – auch künstlerisch – arm gemacht. Mit der Eliminierung jüdischer Kunst und des einzigartigen jüdischen Humors wurde unserem Land und seinen Bewohnern etwas genommen, was maßgeblich dazu beigetragen hatte, dieses Land um seine Bewohner zu charakterisieren, zu profilieren.
Um diese Wunde in der Nachkriegszeit zu heilen, hat der großartige Regisseur Billy Wilder, selbst Jude, 1957 die Idee zum Ernst-Lubitsch-Preis gehabt. Denn der Humor ist eine starke Waffe, um gegen Menschenverachtung und Extremismus anzukämpfen. In einem Land ohne jüdische Kultur, ohne jüdischen Humor wäre es einfach nur traurig, da möchte man nicht leben.
Auch deshalb hat der Ernst-Lubitsch-Preis eine so große Bedeutung für die Kinolandschaft und die Kultur im Allgemeinen. Er ist nicht nur ein Lebenswerk für das komödiantische Können hervorragender Künstler, sondern auch ein Zeichen der Aussöhnung und der Erinnerung, dass Menschen gut daran tun, gemeinsam zu lachen.