Reinhard Schwabenitzky
Reinhard Schwabenitzky stand schon als Vierjähriger auf der Theaterbühne. Am 23. April 1947 als Reinhard Klingenbergin Salzburg geboren, trat er somit schon früh in die Fußstapfen seines Vaters Gerhard Klingenberg, früherer Direktor des Wiener Burgtheaters und Intendant des Berliner Renaissance-Theaters. Schwabenitzky zog es aber mehr zum Film, weshalb er an der Wiener Universität für Musik und darstellende Kunst Filmregie und Kamera studierte. In den Siebzigerjahren feierte Schwabenitzky in Österreich mit Serien („Ein echter Wiener geht nicht unter“) und Filmen („Schwester Martha verzichtet auf ihr Glück“) erste Fernseherfolge. Gleich mehrmals arbeitete er mit dem späteren Weltstar Christoph Waltz („Die goldene Rose von Montreux“), aber auch mit verschiedenen Kabarettisten wie Dieter Hildebrandt („Gute Genesung“). In den Achtzigerjahren wurde er auch in Deutschland bekannt, zum einen mit der TV-Serie „Büro, Büro“, zum anderen mit ersten Ausflügen auf die Kinoleinwand. Mit Dieter Hallervorden (Lubitsch-Preisträger 2015) in der Hauptrolle inszenierte er die Komödien „Didi – Der Doppelgänger“ (1984) und „Didi – Der Experte“ (1987). Damit erreichte der Filmemacher ein Millionenpublikum und wurde anschließend für den achten und letzten Teil der deutsch-israelischen Filmreihe „Eis am Stiel – Summertime Blues“ verpflichtet.
In den Neunzigerjahren gründete er seine eigene Filmfirma Star*Film. Unter diesem Label entstand auch die schwarzhumorige Komödie „Ilona & Kurti“ mit Hanno Pöschl und Elfi Eschke, der Ehefrau von Schwabenitzky, die in vielen seiner Werke mitgewirkt hat. Beide Hauptdarsteller waren anwesend, als ihrem Regisseur am 29. Januar 1992 der Ernst-Lubitsch-Preis im Berliner Kant-Kino überreicht wurde. Schwabenitzky bedankte sich mit den Worten: „Das ist mir der wertvollste Preis, den es hier im Lande zu gewinnen gibt. Seit ich Filme mache, ist mir Lubitsch ein Vorbild gewesen.“ Zu den Gratulanten gehörte auch Nicola Lubitsch, die zum 100. Geburtstags ihres 1948 verstorbenen Vaters aus Los Angeles angereist war. Reinhard Schwabenitzky verstarb am 9. Februar 2022 nach langer Krankheit.
Ilona & Kurti
Nach dem Tod ihrer scheinbar verwandtschaftslosen Vermieterin wollen sich Kurti (Hanno Pöschl, Foto rechts) und seine Mutter (Louise Martini) das Erbe unter den Nagel reißen. Zunächst klappt es mit dem gefälschten Testament wie am Schnürchen, bis die zypriotische Türkin Ilona (Elfi Eschke, Foto links) auftaucht und Erbansprüche stellt. Da sie kaum Deutsch kann, wird sie von den Erbschleichern sofort weggesperrt. Langfristig kann das keine Lösung sein, und während Mama Mordgedanken hat, entdeckt Sohnemann tiefere Gefühle für die Fremde – oder steckt dahinter doch nur ein neuer fauler Plan?
„Ilona & Kurti“ ist eine bissige Komödie aus Österreich, die mit satirischer Schärfe den unterschwelligen Alltagsrassismus in manchen Regionen offenlegt. 1991 kam der Film zuerst unter dem irreführenden Titel „Deutsches Mann geil!“ ins Kino, glücklicherweise setzte sich der Originaltitel „Ilona & Kurti“ durch. Die Musik schrieb der Italiener Ennio Morricone, berühmt für seine Western-Melodien von „Für eine Handvoll Dollar“ über „Spiel mir das Lied vom Tod“ bis zu „The Hateful 8“.