Gustav Knuth
Gustav Knuth war der Vater von Sissi und der Bahnhofsvorsteher von Hódmezővásárhelykutasipuszta in „Ich denke oft an Piroschka“. In annähernd 150 Film- und Fernsehrollen spielte der 1901 in Braunschweig geborene und 1987 in Küsnacht/Schweiz gestorbene Schauspieler Charakterrollen vom Schlag des gutmütigen ganzen Kerls. Dabei sollte er nach dem Willen des Vaters Schlosser werden. Doch ein Theaterbesuch mit seiner älteren Schwester faszinierte den damals 13-Jährigen so nachhaltig, dass er später seine Lehre abbrach und – finanziert von seiner Schwester – eine Schauspielausbildung bei dem Braunschweiger Hofschauspieler Casimir Paris absolvierte. Theaterengagements in Heidelberg, Basel, Hamburg und Berlin folgten, Knuth brillierte in Klassikerrollen wie Danton, Karl Moor und Liliom. In Hamburg begann seine Zusammenarbeit mit Helmut Käutner, den gemeinsamen Film „Unter den Brücken“ (1945) hielt Knuth zeitlebens für seinen besten Film. Seit 1935 hatte der wuchtige Schauspieler sein Können auch vor der Kamera gezeigt. Er war der „Eiserne Gustav“ und der Carlo Doria in „Salto Mortale“, Friedrich Dürrenmatt schrieb ihm die Rolle des angeblich verrückten Physikers Beutler in „Die Physiker“ auf den Leib. Klar, dass Knuth den Wissenschaftler auch 1964 in der Verfilmung von Fritz Umgelter spielte. Dass er aufrecht durch die Nazi-Zeit kam, ist belegt. Nicht von ungefähr berief ihn die britische Besatzungsmacht 1946 als Vertreter der Kulturschaffenden in die Hamburger Bürgerschaft. Politik blieb ein kurzes Gastspiel, nach 1949 gehörte Knuth dem Ensemble des Schauspielhauses Zürich an. Da war er schon Schweizer Staatsbürger. Drei Bambis, eine Goldene Kamera und einen Ehrenpreis des Deutschen Filmpreises erhielt Gustav Knuth. Und 1962 auch den Lubitsch-Preis für „Der Lügner“, der Gustav Knuth (Foto: Mitte) bei einem Gläschen Champagner von den Clubmitgliedern überreicht wurde.
Der Lügner
Kann ein Vater seiner kleinen Tochter sagen, dass seine Mutter die Familie schnöde verlassen hat? Sebastian Schumann (Heinz Rühmann, Lubitsch-Preisträger 1959) kann es nicht. Er gaukelt der achtjährigen Nicky vor, dass die Mama ein Engel im Himmel ist und er selbst ein Geheimagent, Diplomat, Bankier, Astronaut. Dabei hat Schumann nach dem Verschwinden der Ehefrau seinen erfolgreichen Vertreterposten bei der Geschirrfirma Eternal gegen einen Buchhalterposten eingetauscht, um sein Kind besser betreuen zu können. Dass er als Buchhalter nichts taugt, fällt natürlich auch seinem gutmütigen Chef Rotbarth (Gustav Knuth) auf, der Schumann am liebsten sofort wieder als Vertreter auf Reisen schicken würde. „Der Lügner“ von Ladislao Vajda (Lubitsch-Preisträger 1960), der am 21. Dezember 1961 in die westdeutschen Kinos kam, ist ein typisches Rühmann-Vehikel, doch Rühmanns Lieblingspartner Gustav Knuth verleiht dem Chef solch eine reizende, dickbauchige Wirtschaftswunder-Gemütlichkeit, dass es sicherlich eine große Freude war, ihm den Lubitsch-Preis 1962 zuzuerkennen.