Douglas Wolfsperger
Douglas Wolfsperger ist der bisher einzige Ernst-Lubitsch-Preisträger, der die Auszeichnung für einen Dokumentarfilm bekam. „Bellaria – So lange wir leben“ handelt von in die Jahre gekommene Filmfans, die ihre Leidenschaft fürs Kino nie verloren haben. Douglas Wolfsperger, 1957 in Zürich geboren, interessierte sich schon während seiner Schulzeit in einem baden-württembergischen Internat fürs Filmemachen. 1977 drehte er mit einer Super-8-Kamera einen 60-minütigen Film mit dem Titel „Die Begegnung der Jungfrau Maria mit John Travolta und deren Folgen“. Nach dem Abitur absolvierte er ein Praktikum beim Südwestfunk. 1982 zog er nach München und schrieb sich als Gasthörer an der Filmhochschule für Film und Fernsehen ein. 1985 drehte Wolfsperger mit „Lebe kreuz und sterbe quer“ seinen ersten Spielfilm, in dem es um die Sorgen eines Bäckers geht. Nach diversen Dokumentationen folgte 1992 die Satire „Probefahrt ins Paradies“ über katholische Wallfahrten, in den Hauptrollen Christiane Hörbiger (Lubitsch-Preisträgern 2002), Axel Milberg und Barbara Auer. Für die Komödie „Heirate mir!“ brachte er 1999 mit Verona Feldbusch und Ulrich Noethen ein ungewöhnliches Liebespaar vor die Kamera.
Seit dem Erfolg von „Bellaria -So lange wir leben“ realisiert der Regisseur fast nur noch Dokumentarfilme. In „War‘n Sie schon mal in mich verliebt“ (2004) porträtierte er Max Hansen, einen der beliebtesten Entertainer der Weimarer Republik, in „Der lange Weg ans Licht“ (2006) begleitete er eine Hebamme bei der Arbeit. Für Aufsehen erregte er mit „Der entsorgte Vater“ (2008), in dem er sich auf den Weg nach seiner eigenen Tochter macht, die er drei Jahre nicht sehen durfte. Unterwegs trifft er auf andere Väter mit ähnlichen Erfahrungen. Es ist Wolfsperger persönlichster Film. Zuletzt drehte er „Wiedersehen mit Brundibar“ (2014) über eine Holocaust-Überlebende und „Scala Adieu – von Windeln verweht“ (2018) über die Schließung eines Programmkinos in Konstanz, wo Douglas Wolfsperger einige Jahre seiner Jugend verbrachte.
Bellaria - So lange wir leben!
In der Museumsstraße hinter dem Volkstheater in Wien gibt es ein kleines Programmkinos namens Bellaria. Hier werden hauptsächlich alte UFA-Filme aus den Zwanzigern, Dreißigern und Vierzigern gezeigt, weil sich das die betagten Zuschauer so wünschen. Sie schwelgen dabei in Jugenderinnerungen, wenn über der Leinwand Marika Rökk tanzt oder Zarah Leander ihre tiefe Gesangsstimme erklingen lässt. Der tägliche Höhepunkt in ihrem Leben. Doch kein Kinobesuch, ohne sich vorab herausgeputzt zu haben, auch das gehört zur täglichen Zeremonie.
Die deutsch-österreichische Koproduktion „Bellaria – So lange wir leben!“ lief als Sondervorführung im Wettbewerb der Berlinale 2002. Seine offizielle Premiere feierte der Film dann am 11. April des gleichen Jahres – natürlich im Bellaria Kino in Wien. In Deutschland kam er dann am 24. Oktober ins Kino. Neben dem Ernst-Lubitsch-Preis gewann Douglas Wolfsperger auch den Bayerischen Filmpreis und wurde zudem auf mehreren Filmfestivals wie etwa in Chicago und Monte Carlo ausgezeichnet.