Peter Timm
Peter Timm wusste, wovon er schrieb, als er 1986 sein Drehbuch für die Ost-West-Komödie „Meier“ verfasste. Schließlich war der Filmemacher 1950 in Ost-Berlin geboren und erst 1973 wegen systemkritischen Denkens des Landes verwiesen worden. Zunächst blieb Timm auf der anderen Seite der Mauer, setzte sein an der Humboldt Universität begonnenes Studium an der FU fort. Dass sein Erstling „Meier“, für den er 1987 mit dem Lubitsch-Preis und dem Bayerischen Filmpreis ausgezeichnet wurde, von so großem Witz geprägt ist, ist eigentlich ein Wunder. Denn Timm musste bei der erzwungenen Ausreise seinen zweijährigen Sohn ohne Abschied im Osten zurücklassen. „Das waren harte Brüche, wie ein Krachen im Kopf und in meinen Gefühlen“, erinnert sich Timm in einem Interview. In den ersten Jahren danach sei er manchmal nachts von der Westberliner Seite zur Mauer gegangen und habe wütend dagegengetreten.
1976 ging Timm nach Frankfurt am Main, schrieb Texte fürs Kabarett und trat als Schauspieler auf, von 1981 bis 1984 unterrichtete er Gegenwartsdramatik an der Neuen Münchner Schauspielschule. Den großen Durchbruch hatte Timm 1991 mit „Go Trabi Go“ mit Wolfgang Stumph in der Hauptrolle, auch dies eine Ost-West-Komödie. Es folgten weitere Komödien wie „Manta – Der Film“ (1991), „Ein Mann für jede Tonart“ (1992) mit Katja Riemann (Lubitsch-Preisträgerin 1996) und Henry Hübchen (Lubitsch-Preisträger 2014), „Die Putzfraueninsel“ (1996), „Rennschwein Rudi Rüssel“ (1995) mit Ulrich Mühe und Iris Berben. Das Ost-West-Thema nahm Peter Timm zuerst mit „Der Zimmerspringbrunnen“ (2001) mit Bastian Pastewka und ein weiteres Mal mit „Liebe Mauer“ (2009) erneut auf. Dass der von Maxim Mehmet verkörperte Held dieses Films ebenfalls Meier heißt, ist ein Insider-Gag, den Timm & Co. als Allerweltssymbol in seinen Film einschmuggelte. Und worüber sich Peter Timm, der heute in Hamburg lebt, auch so viele Jahre nach dem Mauerfall immer wunderte: Wie wenig die Berliner – Ost wie West – aus ihren Kiezen herauskommen.
Meier
Eigentlich ist die DDR ja schon ganz schlau, findet Brigadeführer Ede Meier (Rainer Grenkowitz, Foto rechts), nur ein bisschen eng vielleicht. Und so lässt sich der Chef einer Tapezierer-Truppe vom Erbe seines in West-Berlin verstorbenen Vaters als erstes einen West-Pass organisieren, um auf Weltreise zu gehen. Aber anstatt dann im Westen zu bleiben, reist er jeden Tag mit seinem West-Pass nach Ost-Berlin, mit jeder Menge West-Raufasertapete im Schmuggelgepäck. Meiers schicke Alternative für den realexistierenden Gruselmustermix kommt so gut an, dass er zum Helden der Arbeit erklärt wird. Pech nur, dass er bei einem Grenzübertritt seinen DDR-Pass zückt.
Peter Timms Komödie „Meier“ brachte so viel unverkrampften Schwung in die Ost-West-Thematik, dass man sich heute noch die Augen reibt. Unvergessen: Dieter Hildebrandts (Foto Mitte) Kurzauftritt als Kellner im ‚Gastmahl des Meeres‘, der jede Bestellung mit ‚Hamwernich!‘ quittiert. Die damals in West-Berlin gedrehte Komödie kam am 22. Mai 1986 in die bundesdeutschen Kinos.