Radek Wegrzyn (Sonderpreis für Menschlichkeit)
2024 beschloss der Club der Filmjournalisten einen Sonderpreis zu gewähren, um damit ein Zeichen gegen den zunehmenden Antisemitismus zu setzen. Die Auszeichnung ging an Radek Wegrzyn für „Miss Holocaust Survivor“, eine Dokumentation über Frauen, die den Holocaust überlebt haben und an einer Misswahl teilnehmen, um das Leben an sich zu feiern. Dabei kommt immer wieder ein leiser, selbstironischer Humor zum Vorschein. Der Regisseur geht der Frage nach, ob ein solche Veranstaltung dem Thema angemessen ist und lässt dazu die Protagonistinnen selbst erzählen, wie sie den Schrecken jener Zeit erlebten. „Miss Holocaust Survivor“ ist nach „Violinissimo“ (2012) und „Die Schule auf dem Zauberberg“ (2019) bereits der dritte Dokumentarfilm von Radek Wegrzyn, der am 8. September 1977 in Danzig geboren wurde. Während seines Studiums Medien- und Politikwissenschaft in Bonn nahm er in den USA an einem Film & Television Workshop teil. Anschließend studierte er in Dortmund, wechselte dann an die Filmhochschule „Konrad Wolf“ in Potsdam, wo er 2008 sein Regie-Studium abschloss. 2012 brachte er mit „Sommer auf dem Land“ seinen ersten Spielfilm ins Kino. Der Ernst-Lubitsch-Sonderpreis für Menschlichkeit wurde Radek Wegrzyn am 25. August 2024 von Sharon Brauner im Zoo Palast in Berlin überreicht. Auf der Bühne wurden auf Einladung des Vereins auch zwei Ehrengäste aus Tel-Avi begrüßt. Yudith Setz und Shimon Sabag erzählten kurz über ihre Arbeit in dem Altersheim für Holocaust-Überlebende, wo jährlich der ‚Miss Holocaust Survivor‘-Wettbewerb stattfindet. Marc Hosemann bekam anschließend den Ernst-Lubitsch-Hauptpreis für seine komödiantische Leistung in „Sophia, der Tod und ich“. Die Verleihung wurde musikalisch vom Metropolis Orchester Berlin begleitet, das auch den Lubitsch-Klassiker „Kohlhiesels Töchter“ von 1920 musikalisch untermalte. Zu den Gästen gehörten unter anderem Margot Friedländer, Friede Springer, Stefan Jürgens, Timo Jacobs, Barbara Schöne, Detlev Buck, Reiner Schöne sowie die Lubitsch-Preisträger Leander Haußmann (2010), Sophie Rois (2011), Dani Levy (2005), Douglas Wolfsperger (2003) und Ursela Monn (1985).

Miss Holocaust Survivor
Seit 2012 findet in Haifa der ungewöhnlichste Schönheitswettbewerb der Welt statt. Nur Frauen, die den Holocaust überlebt haben, sind zur Teilnahme berechtigt. Von den 12 Frauen zwischen 77 und 95 werden zwei besonders hervorgehoben. Rita Kasimov-Brown, die sich als Achtjährige mit ihrer Familie 19 Monate vor den Nazis in einem Erdloch versteckte. Das war für sie so schlimm, dass sie versuchte, sich das Leben zu nehmen. Zum Glück wurde sie gerettet, genauso wie Tova Ringer, die ihre Eltern in Ausschwitz verlor. Mit gestylten Haaren, schönen Kleidern und dezentem Make-up stehen sie als ältere Damen auf der Bühne. Zu dem Song „I Will Survive“ von Gloria Gaynor fühlen sie sich wie Prinzessinnen. Ein Mädchentraum! Schimon Sabag, Gründer eines Altersheims für Holocaust-Überlebende in Tel-Aviv, und Trauma-Therapeutin Dr. Izabela Grinberg erzählen im Film, dass sie mit der Misswahl den Frauen etwas von dem geben wollen, was ihnen als Kind genommen wurde. „Miss Holocaust Survivor“ kam an einem denkwürdigen Tag in die deutschen Kinos: Am 9. November 2023 – 85 Jahre nach der Reichspogromnacht.