Heidi Genée
Heidi Genée wurde als Tochter des Filmemachers Fritz Genschow am 22. April 1938 in Berlin geboren. Ihr Vater, der viele Grimm‘sche Märchen verfilmte, brachte ihr alles bei, was das Filmhandwerk verlangt. An seiner Seite agierte sie 1956 erstmals als Regieassistentin bei der Verfilmung von „Tischlein, Deck‘ dich“. In den Sechzigern spezialisierte sich Heide Genée als Cutterin und war dabei prägend für den Neuen Deutschen Film. Neben Hark Bohm („Nordsee ist Mordsee“), Alexander Kluge („Der starke Ferdinand“) und der Lubitsch-Preisträgerin May Spils („Zur Sache, Schätzchen“) arbeitete sie eng mit Ulrich Schamoni („Es“) zusammen. Für ihn schnitt sie auch die jeweils mit dem Lubitsch-Preisausgezeichneten Filme „Quartett im Bett“ (1968) und „Wir – Zwei“ (1971), für den Hauptdarstellerin Sabine Sinjen die Auszeichnung bekam. Bernhard Sinkel engagierte sie für den Schnitt der Komödie „Lina Braake“ (1975), was wiederum ihm den Lubitsch-Preis einbrachte.
Genée selbst wurde im Januar 1980 mit dem Ernst-Lubitsch-Preis geehrt, und zwar für ihre zweite Regiearbeit „1 + 1 = 3“, eine von ihr geschriebene und produzierte Beziehungskomödie. Ihr Regiedebüt gab sie allerdings bereits 1977 mit der Theodor-Fontane-Verfilmung „Grete Minde“. Für den Episodenfilm „Deutschland im Herbst“ (1978) über den RAF-Terrorismus und Maximilian Schells „Marlene“ (1984), ein dokumentarisches Porträt über Marlene Dietrich, betätigte sie sich noch einmal als Cutterin. Ansonsten konzentrierte sie sich nur noch auf Ihre Arbeit als Regisseurin, Produzentin und Drehbuchautorin. Nach weiteren Kinoproduktionen wie „Stachel im Fleisch“ (1981) und „Flucht nach vorn“ (1983) fand sie beim Fernsehen eine neue kreative Heimat. Mit Hannes Jaenicke in der Hauptrolle drehte sie 1987 „Eine Reise nach Deutschland“ und von 1990 bis 1991 inszenierte sie fünf Folgen der Serie „Pfarrerin Lenau“ mit Irene Clarin in der Titelrolle. Danach zog sich Heidi Genée aus dem Filmgeschäft komplett zurück. Sie starb am 26. September 2005 in München.
1 + 1 = 3
Die Schauspielerin Katharina Arendt (Adelheid Arndt, Foto links) wird ungewollt schwanger. Zuerst denkt sie an Abtreibung, doch dann entschließt sie sich, das Kind auszutragen, und zwar ohne den Erzeuger in ihr Leben zu lassen. In ihrem Umfeld stößt sie damit auf Unverständnis. Auf einer Urlaubsreise lernt die bereits sichtbar hochschwangere Katharina einen anderen Mann kennen, mit dem sie es versuchen will. Doch auch er entpuppt sich als Egoist. Schließlich holt die werdende Mutter endgültig zum Befreiungsschlag aus. Sie nimmt ein Engagement in einer Kleinstadt an, wo sie ihr Baby ganz allein aufziehen will.
In weiteren Rollen agieren die Regiekollegen Dominik Graf (Foto rechts) und Hark Bohm. Heidi Genée gewann für ihren biografisch geprägte Alltagskomödie als erste Regisseurin den Deutschen Filmpreis. Weitere Preise gab es für das Drehbuch, für Hauptdarstellerin Adelheid Arndt und für den Film selbst. Nach der Weltpremiere auf dem Filmfestival in Montreal kam „1 + 1= 3“ am 7. März 1980 in die bundesdeutschen Kinos.